Das US-Team gewinnt den Solheim Cup bei der schönsten Golfparty, die jemals in Deutschland gefeiert werden durfte

Es schien nur noch eine Formsache zu sein. 10:6 stand es nach den wieder aufgenommenen Vierballpaarungen am Sonntagmorgen für das Team Europa. Nur vier Punkte fehlten noch, um den Solheim Cup für weitere zwei Jahre in Europa behalten zu können. Und wenn man sich die beiden Teams genau anschaute, dann gab es fünf bis sechs europäische Spielerinnen, die nach den zuvor gezeigten Leistungen für einen Sieg im Einzel gut waren. Zuvorderst die Jüngste im Team, die Engländerin Charley Hull! Aber auch die Schottin Catriona Matthew und die Schwedin Anna Nordqvist sollten die Garanten für die benötigten Siegpunkte sein. Die Hoffnung auf weitere zählbare Punkte ruhte auch auf den beiden deutschen Spielerinnen, die ja auf die Unterstützung der zahlreichen deutschen Fans beim "Heimspiel" bauen konnten. 

Folgende 12 Partien waren in den Einzeln am Start:

USA / Europa
Lexi Thompson / Carlotta Ciganda
Morgan Pressel / Catriona Matthew
Brittany Lincicome / Karine Icher
Brittany Lang / Melissa Reid
Alison Lee / Gwladys Novera
Gerina Piller / Caroline Masson
Stacy Lewis / Anna Nordqvist
Lizette Salas / Azahara Munoz
Angela Stanford / Suzann Pettersen
Cristie Kerr / Charley Hull
Michelle Wie / Caroline Hedwall
Paula Creamer / Sandra Gal

Mit Carlotta Ciganda schickte Kapitänin Karen Koch ihre sicherlich emotionalste Spielerin in das erste Match gegen Lexi Thompson. Diese war zusammen mit Christie Kerr Juli Inksters beste US-Spielerin an den drei Solheim Cup Tagen in St. Leon-Rot. Die Spanierin gab jedoch einen gleichwertigen Konterpart und nachdem sie auf der 16 zum all square ausgleichen konnte, hatte sie an der 17 und an der 18 sogar die Chance zum Sieg. Letztlich gab es aber ein geteiltes Match und für jedes Team einen halben Punkt (10,5 zu 6,5).

Morgen Pressel konnte im zweiten Match gegen Catriona Matthew immer wieder "auf" gehen und vorentscheidende zwei Löcher "auf" lag sie nach Birdies auf der 8 und der 10. Die anschließenden Lochgewinne von Matthew konterte Pressel jedes Mal erfolgreich und ging mit 1 auf zum 18. Abschlag. Mit einem weiteren Birdie machte sie die Hoffnungen auf einen zumindest halben Punkt der Europäerinnen zunichte (10,5 zu 7,5).

Karine Incher konnte den ersten vollen Punkt in der dritten Partie gegen Brittany Lincicome für daas europäische Team gewinnen. Ein Birdie der Französin an der 10 und ein anschließendes Bogey der Amerikanerin an der 11 führten zum 2 auf für Incher. Ein weiteres Birdie von Incher auf der 16 und ein Doppelbogey von Lincicome auf der 17 brachte dann den verdienten 3&2 Sieg von Incher. Team Europa hatte nach drei Matches bereits 1,5 von 4 benötigten Punkten gewonnen (11,5 zu 7,5).

Das Match von Melissa Reid gegen Brittany Lang war bis zum 9. Loch ausgeglichen.  Die beiden Birdies von Melissa Reid an der 1 und 2 konterte Lang an der 5 und 7. Nach weiteren Birdies auf den Bahnen 10 und 11 ging die Britin erneut mit 2 auf in Führung. Nach Birdies der Amerikanerin an der 12 und der 16 sowie einem weiteren Birdie von Reid an der 14, ging diese mit einem 2 auf Vorsprung auf die 17. Ein weiterer halber Punkt war damit bereits für Team Europa sicher. Es sollte aber noch besser kommen. Melissa Reid lochte an der schweren 17. Bahn erneut zum Birdie. Mit ihrem 2 auf Sieg waren nun schon 2,5 von vier benötigten Punkten nach vier der insgesamt zwölf 12 Matches gewonnen (12,5 zu 7,5).  Alison Lee konnte anschließend für das US-Team gegen die die Spanierin Gwladies Nocera den nächsten Punkt gewinnen (12,5 zu 8,5) und das Leaderboard war zu diesem Zeitpunkt in den noch ausstehenden Partien bereits "gefährlich" und vor allem mit deutlichem Vorsprung in den einzelnen Partien rot gefärbt. Beispielsweise spielte Michelle Wie an den Löchern 2, 3, 4, 5 und 6 jeweils Birdie und ließ auch in der Folge der Schwedin Carolin Hedwall nicht den Hauch einer Chance. Mit 6&4 gelang Michelle Wie der deutlichste Sieg in den Einzelpartien am Sonntag und das US-Team war nun bereits bis auf drei Zähler am europäischen dran (12,5 zu 9,5).

Trotz allem fehlte nicht viel und die Europäerinnen hätten den 14. Punkt vorzeitg gewonnen. Als in der siebten Partie Anna Nordqvist ihre Partie auf der 17 gegen Stacy Lewis mit einem Birdie und 2&1 gewinnen konnte (13,5 zu 9,5), spielte zur gleichen Zeit Carolin Masson gegen Gerina Piller auf der 18.
Caro Masson lag, nachdem sie die 17 mit Par gegen Bogey gewonnen hatte, nur noch 1 down und sie erreichte das Grün mit zwei Schlägen. Anschließend hatte sie aus wenigen Metern Entfernung tatsächlich den Putt auf dem Schlägerblatt, der den benötigten halben Punkte für Europa bedeutet hätte.
Doch wie so viele andere Putts von Caro Masson in den Tagen von St. Leon-Rot wollte auch dieser wieder nicht fallen und lief unterhalb des Loches daran vorbei. Mit vier Schlägen wurde das Loch geteilt und die Amerikanerin hatte dieses Match mit 1auf gewonnen (13,5 zu 10,5).

Zu diesem Zeitpunkt ruhten die europäischen Hoffnungen auf Azahara Munoz, die im Match gegen Lizette Salas an der 14 noch all square lag. Ein Bogey von Munoz an der 15 und zwei anschließende Birdies von Salas an der 16 und der 17 machten jedoch auch diese Hoffnung zunichte (13,5 zu 11,5).

Und Hoffnungsträgerin Charley Hull, die gegen Kristie Kerr nach vier Löchern schon 3 auf lag, hatte gegen eine nach ihrem ersten Lochgewinne wie entfesselt aufspielende Kerr auch keine Chance mehr. Dem ersten Lochgewinne auf der 5 ließ Kerr Birdies auf der 7, 10, 11, 12 und 13 folgen. Und beide Spielerinnen gelang zwischenzeitlich in einem hochklassigen Match auf der 9 (Par 5) auch noch ein Eagle. Charley Hull vermochte trotz zweier weiterer Birdies in der Folge keinen Lochgewinn mehr zu erzielen und musste das Match an der Bahn 16 mit 3&2 abgeben (13,5 zu 12,5).

Da blieb als letzte Hoffnung für Team Europa nur noch die Norwegerin Suzann Pettersen übrig, die ihren schnellen 3 down Rückstand anschließend wieder aufholen und an der 14 zum all square lochen konnte. Doch zwei weitere Birdies von Angela Stanford an der 15 und 16 sowie ein Par beider Spielerinnen an der 17 führten auch hier zum 2&1 Sieg der Amerikanerin (13,5 zu 13,5).

Zuletzt stach schließlich der Captain's Pick für das Team USA. Juli Inkster hatte mit einer Wildcard auf Paula Creamer gesetzt und diese konnte das in sie gesetzte Vertrauen ihrer Kapitänin auch rechtfertigen. Sandra Gal konnte das Match bis zur Fünf ausgeglichen gestalten. Den Birdies von Paula Creamer auf den Bahnen 6, 7, 8 und 11 konnte sie jedoch nur eines auf der 12 entgegensetzen. Ihre Gegnerin legte erneut mit einem Birdie an der 14 nach und die geteilten Löcher 14 und 15 brachten einen deutlichen 4&3 Sieg für Creamer und dem US-Team den noch zum Sieg benötigten Punkt (13,5 zu 14,5). Riesig war daraufhin der Jubel von Spielerinnen, Captains, Freunden und Familienangehörigen sowie der Fans des US-Teams, dass das schier Unmögliche doch noch geschafft worden war. Und ebenso groß wie der Jubel auf der einen war die  Enttäuschung dagegen auf der anderen Seite beim "Team Europe". Das insgeheim wahrscheinlich nicht für möglich Gehaltene war eingetreten: der greifbar und schon so nahe Cup wurde in den Einzeln doch noch verloren!    

Kapitänin Karen Koch, deren souveräne und über die Maßen freundliche Ausstrahlung in den Tagen von St. Leon-Rot großen Anklang fand, und die ihr Team zusammen mit ihren Assistentinnen speziell bei den Vierern optimal eingestellt hatte, fand bei der Siegerehrung (closing ceremony) anerkennende Worte  für beide Teams. Sie gratulierte dem erfolgreichen US-Team zur grandiosen Leistung am Schlusstag. Juli Inkster gab das Lob an Karen Koch und ihr Team zurück und erhielt anschließend aus den Händen von John Solheim die begehrte Trophäe.

Die Leistungen der Spielerinnen aber auch die der Caddies und der Kapitäne verdienen allen Respekt und große Hochachtung. Die drei Wettspieltage begannen in der Regel um 5 Uhr morgens und gespielt wurde an den ersten beiden Tagen bis 19.30 Uhr. Man kann sich vorstellen, wie kurz die Schlaf- und Regenerationsphasen der Spielerinnen waren. Teilweise mussten die Matches wegen des Regens am Freitag dann tags darauf und ganz früh fortgesetzt werden. Sehr viele Spielerinnen wurden auch in vier Matches eingesetzt, hatten also wenig Regenerationszeit. Charley Hull, die jüngste und wahrscheinlich auch beste Spielerin im europäischen Team, spielte sogar alle fünf Matches. Bei der Fortsetzung ihres Bestballmatches am Sonntagfrüh berührte sie eine Regelentscheidung sehr emotional und möglicherweise hat dieses Ereignis zusammen mit der Belastung von jeweils 36 Löchern an den beiden ersten Wettspieltagen doch einen gewissen Einfluss auf ihr Einzelmatch gehabt. Es ist letztlich müßig darüber zu spekulieren. Anerkennung verdient alleine ihre Leistung, dass sie vier Punkte aus fünf Matches für das europäische Team gewinnen konnte.

Aber auch die Leistung der Fans muss an dieser Stelle gewürdigt werden. Sie waren aus aller Herren Länder angereist, sogar  aus Australien waren Besucher im GC St. Leon-Rot. Und sie feierten ihre Party. Begannen morgens um 6.30 Uhr auf der Tribüne am Abschlag 1 und waren bis zum letzten Ton um 22.00 Uhr im Oktoberfestzelt in ausgelassener Stimmung. Sie feuerten die Spielerinnen an und auf der Tribüne am Abschlag 1 ließen sich die amerikanischen Fans, die klar in der Unterzahl waren, von der Überzahl der Europäer niemals unterkriegen. Die Fans insgesamt stimmten ihre Gesänge wieder und wieder an und immer wenn die Spielerinnen aus dem "Tunnel" kamen schwoll die Begeisterung ins Unermessliche. Gänsehaut pur für die Spielerinnen und auch für die beiden Kapitäninnen.  

Bei der abschließenden "closing ceremony" stand ein sehr bewegter John Solheim vor den über 2000 Besuchern im Oktoberfestzelt hinter seinem Mikrofon. Er rang sichtlich bewegt um die richtigen Worte für das, was er zusammen mit Fans, Spielern, Funktionären, Helfern und allen, die da waren die ganze Woche, speziell aber von Freitag bis Sonntag im GC St. Leon-Rot erlebt hatte.
Golfsport auf allerhöchstem Niveau, Emotionen pur, Sportsgeist, begeisterte Fans und eine perfekte Organisation durch das Team um SLR Geschäfstführer Eicko Schulz-Hanßen. Ebenfalls top der Golfplatz St. Leon, den Headgreenkeeper Klaus-Peter Sauer mit seinem Team auf Weltklasseniveau gebracht hatte. Die Regenfälle forderten das ganze Greenkeepingteam zusätzlich und der Platz spielte sich für die Spielerinnen noch länger als er es ohnehin schon ist. Und wer das Fairway verfehlte, der machte unangenehme Bekanntschaft mit dem durch die Nässe schwer zu spielenden hohen Semirough.
Gefordert wurden die Organisatoren zusätzlich dadurch, dass die geplanten Parkplätz auf Grund der Regenfälle nicht mehr benutzt werden konnten. Der Plan B musste her und kostenlose Bus-Shuttles zunächst von der Rhein-Neckar Arena in Sinsheim und ab Samstag von den SAP-Parkhäusern in Walldorf brachten Tausende zum Platz und am Abend wieder zurück zu ihren Parkplätzen.

Die Zuschauer fanden Tribünen und eine Zeltstadt vor, wie es sie wahrscheinlich bei noch keinem Solheim Cup gegeben hat. Was insgesamt an Infrastruktur aufgebaut wurde, damit die Besucher das Geschehen optimal verfolgen konnten, das war einzigartig und phänomenal.    

Daher möchten sich die Verantwortlichen des BWGV sehr gerne und auf diesem Wege dem Dank von John Solheim, Karen Koch und Juli Inkster im Namen aller Spielerinnen und im Namen aller Fans im Rahmen der "closing ceremony" an Dietmar Hopp, Eicko Schulz-Hanßen, die Sponsorenpartner und an all diejenigen anschließen, die vor und hinter den Kulissen zum Gelingen des Solheim Cups beigetragen haben.

Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein tolles und einzigartiges "Sportfest", welches vom GC St.Leon-Rot für alle Fans des Golfsports und für alle interessierten Golffans in ganz Deutschland, speziell aber in Baden-Württemberg, veranstaltet wurde.

Vielen, vielen Dank, dass war Spitzenklasse!

Weitere Bilder vom Finaltag gibt es unter:

www.flickr.com/photos/the2015solheimcup/with/20945196484/

Der Jubel kannte beim siegreichen US-Team keine Grenzen
John Solheim überreichte den Solheim Cup an die amerikanische Kapitänin Juli Inkster
Der Dank von John Solheim an Dietmar Hopp
John Solheim rang um die richtigen Worte bei seiner Abschlussansprache
Karen Koch gratulierte dem siegreichen US-Team und fand anerkennende Worte für die Leistung beider Teams
Charley Hull war Europas Beste
Beim Abschlag von Catriona Matthew gab es an der ersten Spielbahn nahezu keinen Platz mehr
Und auch das Oktoberfestzelt war bei der "closing ceremony" bis auf den letzten Platz gefüllt
Die Fans hüben...
wie drüben sorgten für Gänsehautfeeling und eine phantastische Partystimmung
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