4 von 9: Medaillenflut für Deutschland bei den Deaflympics

von: golf.de/ Stefan Blümer

Tokio/Japan – Allen John hat sich zum dritten Mal in Folge die Goldmedaille bei Deaflympics, den Weltspielen der Gehörlosen, erkämpft. Der Profi, der aktuell auf der Sunshine Tour spielt und in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für das Zweitliga-Team des GC Heddesheim Gut Neuzenhof antritt, lag schon nach seiner überragenden 66 (-6) in der Auftaktrunde klar in Führung. Am zweiten Tag holte Nico Guldan vom GC Heilbronn-Hohenlohe mit der Tagesbestleistung von 68 (-4) Schlägen auf und schob sich auf den zweiten Platz vor, nachdem er am Tag zuvor noch 74 (+2) Schläge gebraucht hatte.


Allen John hatte am zweiten Tag vom Tee nicht optimal agiert, brachte mit einer 70 (-2) aber dennoch den zweitbesten Tagesscore in die Wertung, was gleichzeitig bedeutete, dass der Profi mit satten vier Schlägen Vorsprung auf Guldan, vor allem aber mit neun Zählern weniger als der US-Profi Kevin Hall in die dritte und letzte Runde startete.


Am Finaltag war dann wieder kein Konkurrent besser als der in Ludwigshafen geborene 38-Jährige, der mit einer 69 (-3) ins Recording kam und mit einem Gesamtscore von elf unter Par seine neun Schläge Vorsprung auf Kevin Hall verteidigte. Nico Guldan fiel mit einer 73 (+1) noch auf den dritten Rang zurück, hatte aber bis zum letzten Putt auch noch die Chance, Silber zu gewinnen.


Paul Neumann vom Lausitzer GC kam nach Runden mit 74, 87 und 85 Schlägen auf den 19. Platz.


Gänsehaut-Momente

Heiko Burkhard beschreibt den Finaltag, als die beiden Medaillenaspiranten gemeinsam im Leaderflight spielen durften, als ganz besonderes Erlebnis: „Es war natürlich unfassbar cool für tatsächlich alle Beteiligten, sowohl Nico Guldan und Allen John, wie aber auch unseren Spartenleiter und Kapitän André Vorndamme und mich, dass wir in einem Flight spielen konnten.“
Vorndamme war am Bag von Allen John, während Burkhard selbst bei Nico Guldan als Caddie half.


Support im Team


„Wir haben uns natürlich gegenseitig unterstützt, alle abgeklatscht und angefeuert. Das war ein wirklich beeindruckendes, einmaliges Erlebnis“, war der erfahrene Coach, der im Alltag erfolgreich die Frauen des Stuttgarter GC Solitude betreut, völlig aus dem Häuschen.


Auf der letzten Bahn des Finaltags, als schon klar war, dass Allen John seinen dritten Titel in Serie gewinnt und Nico Guldan noch eine letzte Chance hatte, sich doch noch die Silbermedaille zu sichern, war im deutschen Team Gänsehaut-Feeling angesagt.


Letztlich musste sich Guldan mit Bronze begnügen, weil er selbst einige Grüns nicht optimal anspielte und teils aus 20 Metern noch drei Putts nötig wurden, gleichzeitig der US-Amerikaner Kevin Hall, der als Profi sein Geld verdient, praktisch fehlerfrei über die Runde kam und nur ganz am Ende doch nochmal mit zwei etwas unpräzisen Schlägen die Tür etwas geöffnet hatte.


Für Nico Guldan wurde es Bronze. Über seine erste Medaille bei Deaflympics freute sich der Deutsche, auch wenn lange Zeit die Chance auf Silber bestanden hatte.


„Wir sind alle total happy und stolz auf Nico. Bei Allen John merkte man die Routine. Er spielt einfach auf einem anderen Level Golf“, lobte Heiko Burkhard seine Schützlinge.


Allem John war nach den Wettkämpfen rundum happy: „Die Woche war super. Die Erwartungen, das Triple zu machen, waren natürlich sehr hoch. Aber am Ende konnte ich mich klar durchsetzen. Ich habe super gespielt, meinen Game Plan souverän durchgezogen und am Ende bin ich umso glücklicher, die dritte Goldmedaille zu haben. Ich bin jedesmal sehr stolz, Deutschland vertreten zu dürfen. Heute im Mixed Vierer mit Vanessa Girke noch eine Silbermedaille geholt zu haben, ist für das deutsche Deafgolfteam überragend.“


Frauen ohne Medaille im Einzel


Mit Vanessa Girke vom GC Lohersand und Stefanie Viktoria Mayer vom GC Herzogenaurach waren zwei Deutsche im Feld der Frauenkonkurrenz.
Nach zwei Runden hatte Vanessa Girke nur einen Schlag Rückstand auf die Kanadierin Erica Rivard, die auf dem dritten Platz lag. Am Ende musste sich die Norddeutsche nach Runden mit 77, 76 und 75 Schlägen mit dem vierten Platz begnügen.
Stefanie Viktoria Mayer schaffte es mit 87, 77 und 74 Schlägen in die Top Ten.


Auch bei den Frauen setzte sich ein namhafter Profi durch. Diksha Dagar war 2019 ins Profilager gewechselt, nachdem sie 2016 und 2018 zweimal für Indien bei der Team-WM gespielt hatte. Dagar spielt seitdem auf der Ladies European Tour und hat dort in den Jahren 2019 und 2023 jeweils ein Turnier gewonnen. Die Inderin hat ihr Land schon zweimal bei Olympischen Spielen vertreten.

In Tokio setzte sich der Weltstar des Frauengolfs mit 68, 65 und 72 Schlägen mehr als souverän durch und hatte im Endklassement 14 Schläge Vorsprung auf die erste Verfolgerin.


Premiere: Klassischer Vierer


Erstmals wurde bei den Deaflympics neben der Einzelwertung auch ein Team-Wettbewerb ausgetragen. Im Klassischen Vierer ging es über nur eine Wettkampfrunde. Die hatte es aus deutscher Sicht aber in sich und spülte zwei weitere Medaillen in den Bilanz des Deutscher Gehörlosen-Sportverbands.
Heiko Burkhard entschied sich dazu, mit Allen John und Vanessa Girke die potenziell stärkste deutsche Formation gemeinsam starten zu lassen. Aber auch Nico Guldan und Stefanie Viktoria Mayer waren reelle Chancen auf eine Spitzenplatzierung zuzutrauen.


Schon vor der Runde war die Vorfreude groß. „Ich freue mich auf den Vierer und werde bei Allen und Vanessa sein. Alle Spieler haben Caddies und wir werden uns einen guten Tag machen, werden das einfach genießen“, so Heiko Burkhard.

Wie berechtigt der Optimismus und die Vorfreude waren, konnte man am Leaderboard ablesen, denn Deutschland holte Silber und Bronze.
Allen John und Vanessa Girke spielten erstmals zusammen, harmonierten aber so gut, dass am Ende eine 72 (Even Par) stand. Belohnt wurde diese gute Leistung mit der Silbermedaille, weil das kanadische Duo Erica Rivard und Russell Bowie einen Sahnetag erwischt hatten und als einziger Vierer mit einer 70 unter Par blieben.


Hochgradig spannend war dieser Vierer auch deshalb, weil das zweite deutsche Duo sich prächtig schlug. Guldan/Mayer lagen nach 18 Löchern gleichauf mit den US-Amerikanern Ashley Johnson und James Miller. Im Stechen sicherte sich Deutschland auf dem ersten Extraloch die Bronzemedaille, weil die Amerikaner erst mit dem dritten Putt einlochen konnten.
Indien mit der überragenden Diksha Dagar folgte mit 74 Schläge auf Rang fünf.

Gold und Bronze für die Männer. Allen John holt seinen dritten Titel in Serie. (Fotos: Heiko Burkhard)
Silber und Bronze im Vierer markieren einen phantastischen Schlusspunkt für das Golfteam bei den Deaflympics in Japan
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