News aus den Clubs: 13. Bad Liebenzeller Masters

Wenigstens einmal im Jahr zieht es Golf-Spieler aus dem Großraum Stuttgart in Richtung Schwarzwald, um dort auf einer äußerst gepflegten Wiese zwischen den Gemeinden Unterhaugstett und Monakam ein außergewöhnliches Turnier zu spielen.

„Masters“ nennt der Golf Club Bad Liebenzell sein alljährliches Top-Turnier recht vollmundig und lässt auch sonst keine Zweifel daran, dass es die Macher des 3 Tage-Events gerne auf Verwechslungen ankommen lassen würden. Das wird schon allein beim Logo deutlich: Die gelbe Kontur Baden Württembergs, mit stilisiertem Bodensee und markanter Lochfahne erinnert schon recht deutlich an das Erkennungszeichen des wohl größten Golf-Turniers der Welt. Aber anders als in Augusta, dreht sich das Golf-Rad in Bad Liebenzell nicht um hochbezahlte Top-Profis sondern um Amateure aller Handicap Klassen. Denn obwohl sich Jahr für Jahr rund 200 Golfer um die maximal 128 Startplätze bewerben, gibt es keine Handicap-Hürde. Vom 54er Platzreife-Spieler bis zum Plushandicaper ist jeder willkommen.

Allerdings haben sich die Bad Liebenzeller um Turnier-Organisator Michael (mib) Bernard ein paar nette Reglements-Detail ausgedacht, um dem Ansturm Herr zu werden und das spielerische Niveau auf hohem Niveau zu halten. So wird beispielsweise zum Nennungsschluss eine nach Handicap sortierte Liste aller Masters-Bewerbungen erstellt und die besten 30 dieser Liste sind automatisch für das Hauptturnier gesetzt. Alle anderen müssen sich 4 Wochen vorher über die Nettowertung eines Qualifikationsturniers ihren Startplatz erspielen.

Und auch der Spielmodus des eigentlichen Turniers ist eher ungewöhnlich. Am Tag 1 gibt es ein Zählspiel von Gelb beziehungsweise Rot und am Ende der Runde einen Cut. Die 40 besten Spieler dürfen dann an den beiden Folgetagen weiterhin jeden Schlag addieren, legen ihren Ball aber zwischen den weißen Markierungen auf das Tee. Für die anderen, die am Cut gescheitert sind, ist das Turnier aber längst nicht zu Ende. Stattdessen spielen sie am Turnier-Tag 2 und 3 nach Stableford in der Masters-light Wertung.

Der Modus allein ist es aber sicherlich nicht, was dem Turnier am Rande des Schwarzwaldes längst auch überregional zu einer Sonderstellung verholfen hat. Vielmehr ist es ein wirklich bemerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis. 200 Euro verlangt der Club von Nichtmitgliedern und bietet dafür Service der Extraklasse. Das beginnt beim Startgeschenk: Fast schon traditionell gibt es für jeden Spieler ein Paar adidas Golfschuhe bei der Scorekarten-Ausgabe. Auch der vor Ort mit einem Laser personalisierte Aluminium Ballmarker wird gerne genommen. Genauso, wie der Massage-Service und die Fitness-Beratung auf der Clubhaus-Terrasse, die an jeder Bahn bereitstehenden Getränke oder die angebotenen Speiseeisvorräte. Allein in diesem Jahr wurden 1500 Flaschen Wasser, 850 Dosen Red Bull und 400 Eis am Stiel konsumiert. Auch in Sachen Halfway-Verpflegung gehen die Bad Liebenzeller eigene Wege. Entlang der 18 Bahnen gibt es gleich dreimal die Gelegenheit verbrauchte Energie zu ersetzen. Dabei werden die angebotenen Speisen von einem Sport- und Ernährungs-Berater zusammengestellt. Belegte Brötchen und Saiten-Würstle sucht man vergebens.

Mehr noch als auf die Verpflegung haben es alle Spieler auf die Hole-In-One Preise abgesehen. An jedem der insgesamt 4 Par 3 Bahnen steht nämlich ein Auto; zwei davon aus dem Hause Porsche, zwei der Marke Audi – zusammen mal eben 200.000 € Wert.

Auch im 13. Turnierjahr ist es aber noch keinem Spieler gelungen sich solch ein Wägelchen unter den Nagel zu reißen, was vielleicht auch an den Masters-Platzbedingungen liegt. Die Bad Liebenzeller Greenkeeper-Truppe setzt nämlich alles daran, dass auch hinsichtlich der Grünqualität Vergleiche mit dem Turnier in Georgia erlaubt sind, weshalb das Stimpmeter regelmäßig Werte von mehr als 10 dokumentiert.

Natürlich gehört zu einem richtigen Masters auch eine Players night. Die findet in Bad Liebenzell jeweils am Abend des zweiten Turnier-Tages in einem eigens aufgebauten Zelt statt. Klar, dass das 3-Gang Menu im Nenngeld enthalten ist. Genauso, wie eine Mega-Show internationaler Künstler. In diesem Jahr hatten sich die Organisatoren die Unterstützung der Dinner-Show Profis von „Pomp, Duck and Circumstance“ gesichert und so gleich 8 Show-Acts von Weltniveau präsentiert. Dass jeder der 250 Gäste auf seinem Platz eine Eintrittskarte für das DTM Finale in Hockenheim fand, dokumentiert einmal mehr, dass die Bad Liebenzeller Masters eine Sonderstellung unter den Amateurturnieren haben. Klar, dass die Players night bis in die frühen Morgenstunden ging und der DJ genauso vollbeschäftigt war, wie die Zigarrendreherin aus Kolumbien.

Und dann sind da noch die Masters-Preise für Sieger und Platzierte. Von Seiko Chronographen über Sonos-Boxen, Hankook-Reifen, ATS Felgen, H&R Fahrwerks-Tuning Kits bis hin zu 500 Euro Breuninger-Einkaufsgutscheine reicht die Palette der wirklich anspruchsvollen und wertvollen Präsente. Kein Wunder also, dass sich die Masters des Bad Liebenzeller Vereins vor Nennungen kaum retten kann und mittlerweile mehr als die Hälfte aller Spieler von anderen Clubs kommen. Wie beispielsweise Yannick Schütz, vom Stuttgarter Golfclub, der in diesem Jahr bis zum 3. Tag und Bahn 17 warten musste, bevor er nach einem Dopelbogey des Lokalhelden Nico Bäuerle seine Titelverteidigung feiern konnte.

Auf rund 85.000 Euro beläuft sich das Turnier-Budget, das zu großen Teilen über das Engagement namhafter Sponsoren und clubnaher Gönner abgedeckt wird. Auch in diesem Punkt sind Parallelen zu den Masters in Augusta zu erkennen.

Den Titel erfolgreich verteidigt: Yannik Schütz vom Stuttgarter GC Solitude
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