Deutschlands Bewerbung um den Ryder Cup 2022

RC Deutschland übergibt das „Bid Book“ - Bewerbungsleiter Marco Kaussler sieht „sehr starke Argumente für Deutschland“

Wentworth, 30. April 2015. Es könnte ein sporthistorischer Tag für Deutschland sein: In Wentworth, dem Sitz der European Tour und der Ryder Cup Europe LLP, hat sich Deutschland heute mit Berlin und dem Golfresort A-ROSA Scharmützelsee offiziell um die Austragung des prestigeträchtigen Ryder Cup im Jahr 2022 beworben. Marco Kaussler und Ilka Stepan, die Leiter der deutschen Bewerbung, übergaben das „Bid Book“ an George O’Grady, CEO der PGA European Tour. Im „Bid Book“ ist das vollständige Konzept beschrieben, mit dem sich Deutschland gegen die Mitbewerber Italien, Österreich und Spanien durchsetzen will. Rund 500 Fragen haben Marco Kaussler und sein Team im „Bid Book“ beantwortet und sind zuversichtlich, das aufmerksamkeitsstärkste Golfturnier der Welt erstmals nach Deutschland zu holen. Im Interview begründet Kaussler, warum sich die RC Deutschland gute Chancen ausrechnet und worin sich die Bewerbung 2022 von der Kampagne für den Ryder Cup 2018 unterscheidet.

Herr Kaussler, hinter Ihnen und Ihrem Team liegen anstrengende Wochen. Jetzt ist der „Deckel drauf“, es gibt es kein Chance mehr, etwas zu ändern. Das „Bid Book“ ist abgegeben. Welches Gefühl haben Sie?
Marco Kaussler: „Ich habe es in den letzten Wochen immer wieder gesagt: Wir sehen der Entscheidung mit großer Zuversicht entgegen. Die Konkurrenz ist stark, aber wir haben uns voll auf uns konzentriert. Es ist und bleibt unser Ziel, die Ryder Cup Europe mit einem überzeugenden Gesamtpaket zu beeindrucken. Wir wissen nicht, was die anderen Kandidaten in die Waagschale werfen werden, aber unsere Bewerbung ist sehr gut aufgestellt. Das ist ein gutes Gefühl.“

Welche sind aus Ihrer Sicht die größten Pluspunkte der deutschen Bewerbung?
Kaussler: „Die deutsche Bewerbung steht auf drei Eckpfeilern. Erstens: Der deutsche Golfsport, die Wirtschaft mit den enorm starken Partnern Allianz sowie BMW und die Politik stehen vereint hinter der Bewerbung. Zweitens: Mit dem Golfresort A-ROSA Scharmützelsee in Bad Saarow und der Umgestaltung des Faldo-Course durch Sir Nick Faldo und sein Team werden wir einen Golfplatz bekommen, der eines Ryder Cup in jeder Hinsicht würdig ist – und dies finanziert mit privaten Mitteln. Und nicht zuletzt ist der Austragungsort, die Sportmetropole Berlin im Herzen Europas, ein faszinierender Schauplatz für das legendäre Duell Europa gegen die USA. Dies alles sind sehr starke Argumente für Deutschland.“

Auch für den Ryder Cup 2018 hat sich Deutschland beworben – und ist gegen Frankreich unterlegen. Was macht Sie so zuversichtlich, dass Sie diesmal Erfolg haben?
Kaussler: „Ich möchte nicht allzu viel zurückblicken. Wichtig war, dass der Deutsche Golf Verband sich nicht zurückgezogen hat. Das Gegenteil war der Fall, man hat entschlossen einen neuen Anlauf gemacht. Der Dialog mit der Politik ist nie eingeschlafen, das war ein wichtiger Faktor. Dass der Verbandstag diesen eingeschlagenen Weg deutlich bestätigt und die Ryder-Cup-Umlage beschlossen hat, sich die Golfanlagen also mit großer Mehrheit hinter die Bewerbung gestellt haben, war ebenso wichtig. In BMW und Allianz haben wir außerordentlich namhafte Wirtschaftspartner, die auch in der Golfwelt höchstes Ansehen genießen. Alle ziehen an einem Strang. Doch der vielleicht größte Unterschied zu 2018 ist vielen gar nicht so bewusst: Die Ausschreibungskriterien haben sich geändert. Beim letzten Mal galt es bestimmte Anforderungen, auch in finanzieller bzw. steuerlicher Hinsicht, zu erfüllen. Da waren Dinge dabei, die in Deutschland kaum umzusetzen waren. Dies ist nun anders. Jeder Bewerber ist aufgefordert, das bestmögliche Konzept in seinem Land darzustellen. Es gibt in dieser Kampagne einen viel größeren Gestaltungsfreiraum – und den haben wir gemeinsam mit unseren starken Partnern und Mitstreitern optimal genutzt.“

Eine Herausforderung war das Park & Ride Konzept für Bad Saarow. Wie haben Sie im „Bid Book“ die Logistik-Fragen gelöst?
Kaussler: „Zusammen mit verschiedenen Experten haben wir ein modernes Park & Ride Konzept für die Zuschauer und Gäste des Ryder Cup entwickelt und werden dieses in den nächsten Wochen mit allen Beteiligten bis ins letzte Detail ausarbeiten. 50.000 Besucher pro Veranstaltungstag sind eine enorme Herausforderung. Aber in Deutschland haben wir oft genug bewiesen, dass wir solche Herausforderungen bestens meistern können.“

Das „Bid Book“ ist nun eingereicht, eine Entscheidung wird im Herbst erwartet. Ist Ihre Arbeit nun getan?
Kaussler: „Keineswegs. Bis zur Entscheidung wird es darum gehen, dass sich die deutsche Golf-Gemeinde von ihrer besten Seite präsentiert. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir in Deutschland drei großartige Gelegenheiten haben, die Begeisterung für den einzigartigen und weltweit beachteten Ryder Cup zu zeigen: bei der BMW International Open im Juni, der European Open im September, und natürlich wird die Golfwelt auch intensiv auf St. Leon-Rot und den Solheim Cup blicken. Bei allen drei Veranstaltungen wollen und werden wir zusätzlich punkten.“

Aufgrund der Konkurrenzsituation mit den anderen Bewerbern hat die
RC Deutschland nicht allzu viele Details aus dem „Bid Book“ preisgegeben. Können Sie uns vielleicht jetzt die eine oder andere Information verraten?

Kaussler: „Ziel der Bewerbung ist es, dass wir, wenn wir den Zuschlag bekommen,  damit den Golfsport in Deutschland weiter voranbringen. Hierzu haben wir gemeinsam mit dem Deutschen Golf Verband (DGV), der Professional Golfers Association of Germany (PGA) und der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) ein Golfentwicklungsprogramm konzipiert, das unserer Ansicht nach an genau den richtigen Stellen ansetzt und dem Golfsport in Deutschland in den nächsten Jahren einen spürbaren Impuls verschaffen wird. Dieses Golfentwicklungsprogramm werden wir in den kommenden Monaten weiter ausarbeiten, so dass wir für den Fall der Vergabe an dieser Stelle bestens vorbereitet sind.“

Ilka Stepan, George O'Grady, Marco Kaussler (v.l.n.r.)
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